Wenn ein Haus errichtet wird, verlegen Profis die Abwasserleitungen im Haus sowie bis zum Kanal – ab diesem Zeitpunkt sollte alles funktionieren. Doch das täglich durch die Leitungen strömende Abwasser belastet die Installation. Damit es keine Defekte gibt, ist eine Kanal-TV-Untersuchung nötig.
Still und leise fließen jeden Tag große Mengen Abwasser durch die Rohre im Haus; sie gelangen ins kommunale Abwassernetz, welches sie zur Kläranlage transportiert. In einem Neubau funktioniert dieses System ohne Probleme. Doch im Laufe der Zeit können undichte Leitungen auftreten; Wasser sickert durch die beschädigten Stellen und beschädigt das Mauerwerk. Mit einer simplen Vorsorge entstehen solche Schäden nicht.
Wann sollte man eine Kanal-TV-Untersuchung anfordern?
Das Innenleben von Abwasserrohren ist für Otto Normalverbraucher nicht gerade von Interesse. In regelmäßigen Abständen sollte sich aber jeder mit diesem wichtigen System befassen, da es jeden Tag unzählige Liter ins Abwassersystem leitet und großen Belastungen standhalten muss. Ein Rohrschaden kostet Immobilienbesitzer weit mehr als eine vorsorgliche Kanal-TV-Untersuchung und Kanalreinigung.
Es gibt verschiedene Zeitpunkte, zu denen die Untersuchung sinnvoll ist:
- Baumaßnahmen: Sie planen, eine Garage zu errichten, wollen mit einem Wintergarten Ihren Wohnraum erweitern oder die Hofeinfahrt pflastern? Vor Beginn der Arbeiten ist es sinnvoll, mögliche Schäden mit einer Kanal-TV-Untersuchung zu lokalisieren.
- Ersatz alter Leitungen: Sie haben einen Altbau erworben und möchten vorsichtshalber die alten Leitungen ersetzen? Die Baupläne liegen nicht mehr vor. Anstatt die Leitungen zu suchen und freizulegen, können sie mithilfe von Kanal-TV lokalisiert werden.
Wurzel & Brüche häufige Schadensursachen
In einigen Regionen Deutschlands ist eine Kanal-TV-Untersuchung keine sinnvolle, sondern eine verpflichtende Maßnahme. Laut dem NRW-Landeswassergesetz (§ 61a LWG) beispielsweise müssen Hausbewohner die Dichtheit ihrer Abwasserleitungen prüfen lassen. Der Grund: Über 70 Prozent aller Abwasserleitungen zwischen öffentlichen Kanälen und privaten Immobilien sind undicht. Neue Leitungen müssen bis zum 31. Dezember 2020 überprüft werden.
Bis auf Nordrhein-Westfalen gibt es noch zwei weitere Bundesländer, die feste Fristen für die Kanal-TV-Untersuchung festgelegt haben:
- In Schleswig Holstein beträgt die Frist ebenfalls Ende 2015 für alte und Ende 2022 für neue Leitungen.
- In Hessen müssen Leitungen, die ab 1996 gebaut oder saniert wurden, bis Ende 2039 geprüft werden.
Schäden an Leitungen werden laut dem Hauptgeschäftsführer des Rohrleitungsbauverbandes, Wilhelm Kröfges, überwiegend von altersbedingten Problemen wie Bodensenkungen oder Wurzeln herbeigeführt. Das Problem: Das Abwasser sickert ins Grundwasser – und dafür haften Hauseigentümer und Kommunen; deshalb muss man zügig handeln.
Ablauf der Kanal-TV-Untersuchung & Kanalreinigung
Der Ablauf der Kanal-TV-Untersuchung ist simpel und schnell erledigt. Ein Fachbetrieb besitzt die notwendige Technik, um eine Diagnose zu stellen. Am Abwasserrohr wird ein Deckel aufgeschraubt und die Leitung grob gereinigt. Anschließend schiebt der Fachmann eine ferngesteuerte Kamera durch den Kanal. Mögliche Schäden erkennt er auf diese Weise und hält sie fest. Die Übertragung erfolgt direkt zum Fahrwagen; sämtliche Daten können auf Datenträgern vervielfältigt werden und dienen der Dokumentation.
Eine solche Prüfung ist übrigens nicht sonderlich kostspielig: Hausbesitzer können mit einem mittleren dreistelligen Betrag rechnen. Teuer wird es, wenn Schäden vorliegen. Ein simpler Bruch lässt sich mit einer Glasfaser-Manschette, die in den Kanal eingeführt wird, beheben; bei mehreren Bruchstellen könnte eine Komplettsanierung des Abwasserkanals anfallen – und hier treten Kosten von rund 150 Euro pro Meter Kanallänge auf.
Ohnehin kommen Immobilienbesitzer nicht um eine Untersuchung herum, denn ein kleiner Schaden verursacht mit der Zeit größere, kostspieligere Schäden. Aus diesem Grund lohnt sich eine regelmäßige Kanal-TV-Untersuchung – insbesondere im Frühjahr nach einem harten Winter.