Vorgaben zur Energieeffizienz von Neubauten – was ist zu beachten?
»Ich baue mir ein Haus, wie es mir gefällt.« Angelehnt an das wohlbekannte Lied wünscht sich so mancher Häuslebauer, sein neues Heim ebenso frei und nach Wunsch zu bauen und zu gestalten, wie man es einst im Sandkasten konnte. Nur ist das in der Realität nicht möglich. Jedes Bauvorhaben unterliegt Regelungen und klaffen im Bauantrag schon Lücken, gibt es gar nicht erst die Genehmigung. Besonders rund um die Energieeffizienz des Hauses herrschen starre Regeln, die sich noch verschärfen können, wenn Häuslebauer auf Förderungen zurückgreifen wollen. Aber was bedeuten diese Regelungen eigentlich? Dieser Artikel gibt einen ersten Überblick.
Welche Verbrauchswerte werden vorgeschrieben?
Es ist heute so, dass jedes gebaute Haus ein gewisses Maß an Energieeffizienz aufweisen muss. Vielfach hilft diese Verbrauchsbewertung, denn sie spielt mit in den Wert eines Hauses hinein. Wer sein Haus einmal verkaufen will, erzielt mit guten Verbrauchswerten einen ganz anderen Preis, als jemand, der ein Haus verkauft, dessen Heizung durch die Wände hindurch den Garten mit erwärmt. Knapp gesagt heißt das, dass heute jedes Haus als Energiesparhaus gebaut werden muss, welches die Anforderungen der Energiesparverordnung von 2014 erfüllt. Die reine Verordnung erfordert folgende Punkte:
- Obergrenzen – für jedes Wohngebäude gelten besondere Obergrenzen, die sich auf Heizung, Warmwasseraufbereitung, Kühlung und Lüftung beziehen. Sie variieren je nach Hausgröße.
- Dämmung – die Dämmung muss sicherstellen, dass der Wärmeverlust unterhalb eines bestimmten Wertes liegt.
- Nutzfläche – hat das neu gebaute Haus eine Nutzfläche von über 50 Quadratmetern, gilt zusätzlich das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz. Ein Teil des Energiebedarfs muss über erneuerbare Energien gedeckt werden. Ausnahme. Ist das Haus um mindestens 15 Prozent besser gedämmt als vorgeschrieben, sind erneuerbare Energien keine Pflicht.
Zur simplen Bebilderung werden Häuser auch mit den von Elektrogeräten bekannten Labels versehen. Es gibt also die Energieeffizienzklasse A für Häuser, aber auch die Klasse F. Dabei können Bauprojekte auf vielen Wegen die Vorgaben erfüllen oder übererfüllen. Passivhäuser sind etwas anderes als Niedrigenergiehäuser und unterscheiden sich wiederum von Energie-Plus-Häusern. Darüber hinaus gibt es jedoch noch die Häuser, die weit über den Anforderungen der Energiesparverordnung liegen und daher von der kfw-Bank als förderwürdig anerkannt werden:
- KfW-Effizienzhaus 55 – bei diesem Haustyp können mehrere Maßnahmen genutzt werden, um den Standard herzustellen. Hierunter fallen Holzpellet-, Biomasseheizungen oder Wärmepumpen, eine Außenwanddämmung von 18 Zentimetern, Dreifachverglasungen und Spezialrahmen.
- KfW-Effizienzhaus 40 – hier wird bezüglich der Dämmung noch einmal nachgelegt. Insgesamt ist das Haus luftdicht und setzt auf erneuerbare Energien.
Es gibt verschiedene Varianten dieser Häuser. Die Zahl bedeutet stets, dass soundso viel Prozent vom gewöhnlichen Energieverbrauch benötigt werden. Ein 55er-Haus verbraucht also 55 Prozent der Energie, die ein Haus mit Mindestwerten verbraucht.
Wie lässt sich so etwas erreichen?
Grundsätzlich ist der Hausbau an sich kompliziert und es ist nicht möglich, einfach zu behaupten, dass dreifachverglaste Fenster genügen, um den Energieverbrauch auf dem vorgegebenen oder gar niedrigeren Level zu halten. Es ist immer ein Zusammenspiel aller Faktoren und hängt auch nicht vom Hausbautyp ab. Ein Fertighaus kann ebenso ausgezeichnete Werte erhalten, wie ein Block- oder normal gemauertes Massivhaus – es kommt immer auf das Bauunternehmen und die Qualität der Ausführung an. Es kommt immer auf das Ineinandergreifen aller Elemente und Faktoren an:
- Dämmung – in Neubauten ist die Dämmung allgemein schon grundsolide und wird von den Verordnungen vorgeben. Wer nach dem KfW-Standard bauen möchte, der muss sich ohnehin an die Stärken und Formen der Dämmung halten.
- Heizsysteme – schon im Hinblick auf den eigenen Geldbeutel achten die meisten Neuhausbesitzer auf eine solide Heizungsanlage. Niedrige Energiewerte lassen sich mit neuen Anlagen zumeist sehr gut sicherstellen, zumal es mittlerweile viele Möglichkeiten neben der gängigen Gas- und Ölheizung gibt. Pelletheizungen greifen beispielsweise auf erneuerbare Rohstoffe, beziehungsweise auf den Sägemehlabfall der Holzproduktion zurück. Erd- oder Luftwärmepumpen ziehen die Wärme auf der Umgebung und funktionieren, banal gesagt, umgekehrt wird der Kühlschrank.
- Energieerzeugung – einen großen Anteil an der Einhaltung der Maßgaben hat die Energieerzeugung im Eigenheim. Die meisten Neubauten werden mit Solaranlagen kombiniert, wodurch gleich mehrere Möglichkeiten offenstehen: Es kann Strom erzeugt werden, der wiederum ins Stromnetz eingespeist wird oder der selbst genutzt wird. Es kann aber auch Wärme erzeugt werden, sodass die Warmwassergewinnung unterstützt wird.
Lässt sich noch bessere Energieeffizienz erreichen?
Grundsätzlich geht es immer besser, zumal auch das energieärmste Haus eine wahre Energieschleuder sein kann, wenn die Bewohner dementsprechend leben. Die gesetzlichen Vorgaben sind zudem Mindestvorgaben, sodass natürlich noch Luft nach oben ist. Einige Beispiele:
- Geschlossenes System – es gibt schon Häuser, die wahre Autarkien sind und sich selbst erhalten. In mancher Hinsicht verbrauchen sie mehr Energie, die sie aber in anderen Bereichen wieder einsparen. So besitzen diese Häuser beispielsweise eigene Filteranlagen für das Brauchwasser, welches aufbereitet und gleich wiederverwendet wird.
- Technische Unterstützung – ein Smart Home kann die Vorgaben deutlich überholen – wenn die technischen Hilfen auf den Energieverbrauch ausgerichtet werden und nicht nur zur menschlichen Unterhaltung dienen. Intelligente Häuser übernehmen beispielsweise die Heizungssteuerung bis ins letzte Detail, sie steuern die Beleuchtung und die Notwendigkeit von Warmwasser. Das kann so aussehen, dass das Warmwasser für die Heizung genutzt wird, wenn niemand daheim ist und erst wieder zur gewählten Uhrzeit aus der Leitung kommt.
Das wichtigste Element jedoch ist, dass sich niemand auf den Kennzahlen des eigenen Heims ausruht, sondern selbst aktiv den Energieverbrauch überwacht. Auch die beste Heizungsanlage oder Wärmepumpe verschleudert unnötig Energie, wenn die Heizung auf der höchsten Stufe steht und die Fenster sperrangelweit offenstehen. Glücklicherweise denken die meisten neuen Heizkörper in diesem Punkt jedoch mit und schalten sich ab.
Fazit – ein System mit Luft nach oben
Generell soll die Energieeinsparverordnung für Neubauten dazu dienen, den Energieverbrauch insgesamt zu senken. Auf der anderen Seite besitzen die so indexierten Häuser und Wohnungen aber auch einen Vorteil für Käufer und Mieter, da diese anhand der Energiesparklasse oder Bauweise erkennen können, wie hoch die wahrscheinlichen Nebenkosten sind. Ausruhen auf den Richtwerten sollte sich dennoch niemand.
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